Mit dem Jankowsky-Kalender gerät keiner der 365 Tage in Vergessenheit

2026 ist kein gutes Jahr für Urlaubsplaner –
Feiertage oft am Wochenende

Der Kalender für 2026 von Julia Jankowsky aus Lübeck ist in diesem Jahr unter erschwerten Bedingungen entstanden. Die allerdings verhelfen der 55-jährigen Grafik-Designerin in ihrem Atelier in der Glockengießerstraße 67 zu einer besonderen Kreativität, die den Buntstiftzeichnungen im satirischen Gitterwerk eine neue Note geben.

Es ist bereits die 52. Auflage des einst von ihren Eltern ins Leben gerufenen Jankowsky-Kalenders, der auch 2026 wieder viele Betrachter in aller Welt findet. Die meist satirischen, aber auch zum Nachdenken anregenden Buntstiftzeichnungen seiner Tochter Julia, stellen für 2026 die Fußball-Weltmeisterschaft in Amerika mit gleich drei Motiven in den Vordergrund. Es ist aber auch die Erinnerung zum 220. Geburtstag der Niederegger Marzipanmanufaktur enthalten.

Es gibt auch einen Wermutstropfen: 2026 ist nicht gut für schlaue Urlaubsplaner. Einige Feiertage, die sonst gern als Brückentage genutzt werden, fallen 2026 auf das Wochenende – zum Beispiel Allerheiligen oder auch der Reformationstag. „Und dann war da noch der wochenlange Ausfall meines Computers“, erinnert sich Julia Jankowsky. Ihr wichtiges Recherche-Tool mit Ideen, die sie darauf im Laufe des Jahres sammelt, lag ebenso brach wie die Arbeitsvorbereitung für die Druckerei. So musste sie zunächst ohne Internet arbeiten und entwickelte durch weniger Ablenkung eine neue Kreativität: „Ich habe nie zuvor so viele Ideen vorskizziert“, erinnert sich Julia Jankowsky an neue zeitsparende Arbeitsabläufe. Und: auch künftig soll der Computer bei der Zeichenarbeit abgestellt werden.
Julia Jankowsky hat die 365 Tage des Jahres 2026 farbenfroh, künstlerisch wertvoll und immer mit einem überraschenden Spaß kreiert. Sie setzt ihre feinen Buntstifte dort an, wo sie ihren hintergründigen Humor geschickt platzieren kann, bringt die Neu- und Vollmonde unter, markiert die Sternzeichen. So lassen die Nutzer des Kalendariums die wirklich wichtigen Tage des Jahres nicht einfach an sich vorbeiziehen. Und: Einige kleine Fähnchen und Symbole auf der sich durch den Kalender ziehenden und der Jahreszeit angepassten bunten Landschaft haben privaten Charakter.

Das Jahr beginnt im Januar zeichnerisch mit einem Ortsschild. Caspar, Melchior und Baltasar weisen als Sternsinger auf den Feiertag der Heiligen Drei Könige hin bevor ihnen der Steinbock über die Berge entgegenspringt. Ein kleines Puzzleteilchen am 15. Januar steht für den 25. Geburtstag von Wikipedia. Der erste Leuchtturm (17./18. Januar) steht in Warnemünde. Gewürdigt wird der Schriftsteller und Zeichner E.T.A. Hoffmann zu seinem 250. Geburtstag. Eine fröstelnde und dem Schnee offensichtlich abgeneigte Frau beendet den Monat, während ein dem Schneefall zugewandter Mann den Februar eröffnet. „Mein Mann Carsten liebt den Schnee, ich als Radfahrerin eher nicht“, schmunzelt die 55-Jährige.
Die Olympischen Winterspiele beginnen am 6. Februar in Italien. Der Wassermann fühlt sich durch den Lärm der Curling-Sportler belästigt und taucht auf. Nach dem Valentinstag mit dem sportlichen Schneemann werden die Winterspiele auch schon wieder beendet: ein Fisch schwimmt Olympische Ringe durchs Ziel. Zum Geburtstag von Julia Jankowsky wird ein Sekt gereicht. Am Ende des Monats steht die beliebte Marzipantorte für den am 1. März anstehenden 220. Geburtstag der berühmten Lübecker Marzipanmanufaktur.
Gleich zu Beginn des Monats März fällt der Internationale Frauentag auf einen Sonntag. Der 14./15. März zeigt das Motiv eines überdimensionalen Märzbechers. Und zum Frühlingsbeginn wird bei den
Jankowskys die Wäsche erstmals draußen auf die Leine gehängt. Passend dazu trägt die Wäsche über den letzten Schneeflächen die Initialen LENZ – der Lenz ist da. Ende März stößt der Widder die Uhrumstellung an.
Zum Osterfest Anfang April transportiert der Osterhase ein riesengroßes Osterei auf dem Lastenfahrrad. Ein Pärchen trotzt am 11. und 12. April dem launischen Wetter mit einem Regenschirm und lässt sich irgendwie nicht aus der Ruhe bringen. Am 18. Und 19. April lässt sich ein Marienkäfer seine Punkte auffrischen. Ende April wehen zwei Windräder vor einem Atomkraftwerk – ein Mahnmal für 40 Jahre Tschernobyl.
Der Mai beginnt mit einem Stier in einer außergewöhnlichen Darstellung. Er genießt die Zeit in einer roten Hängematte, die aus einer Muleta hergestellt wurde – dem roten Tuch, das der Matador in der Arena vor ihm gewedelt hat. Zum Muttertag, am 10. Mai, regt Julia Jankowsky an, keine Wünsche per WhatsApp oder E-Mail zu schreiben, sondern mit Füller auf einem weißen Blatt Papier. Nach der Himmelfahrt gibt es den Cocktail „Mai Tai“, bevor zu Pfingsten wieder die Zwillinge ins Bild kommen. Der Leuchtturm „Roter Sand“ beendet den Mai. „Er trägt einen Rettungsring, weil er baufällig ist und gerettet werden soll“, so Julia Jankowsky. Noch steht er nordöstlich der Insel Wangerooge „Off-Shore“. Er soll künftig aber an Land verpflanzt werden.
Am 1. Juni sind nicht nur blühende Blumen, sondern auch zwei M’s als Buchstaben. Sie stehen für Marilyn Monroe, die an dem Tag 100 Jahre alt geworden wäre. Wie Küsse abzuwehren sind, zeigt Julia Jankowsky am 6./7. Juni – nämlich mit dem beiderseitigen Tragen von Mützen mit außergewöhnlich großen Schirmen. Die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt am 13. Juni in drei Ländern: Canada, USA und Mexico, die sich das Fußballfeld teilen. Schon eine Woche später beginnt die Kieler Woche mit den Kieler Sprotten an Bord. Am 27. und 28. liegt der Fußball-Fan im Bett – er kommt offenbar nicht mit der Zeitverschiebung klar.
Am 4. Juli ist der 250. Jahrestag der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung in Amerika. So optimistisch sieht Julia Jankowsky das Ganze nicht, denn sie hat die Fackel der Freiheitsstatue das „Licht der Freiheit“ erlöschen lassen. Der 11./12. Juli behandelt das Thema Parasailing aus ökologischer Sicht. Ein Mann wird von zwei Frauen (im August) im Tretboot in die Höhe gezogen – ein zwei Monate verbindendes Motiv. Das Sternzeichen Krebs läutet das Ende der Fußball-WM ein, indem er mit seinen scharfen Scheren den Fußball malträtiert. Das Sternzeichen Löwe verteidigt seine Krone und beendet den Juli.
Den August eröffnet Julia Jankowsky mit einem nach Mallorca fliegenden Urlauber. Er ist allerdings auf einem Papierflieger unterwegs und hinterlässt somit keinen ökologischen Fußabdruck. Hochsommerliche Temperaturen quälen die Städter am 8. und 9. August. Es folgt das illustre Duo im E-Tretboot. Die hungrige Zwergdommel visiert den herabhängenden Schwanz des Löwen an. Es folgt das Sternzeichen der Jungfrau, die eine Blüte zerzupft – „er liebt mich, er liebt mich nicht...“
Der dritte Leuchtturm im Jankowsky-Kalendarium eröffnet den September, gezeichnet von einem Freiluftmaler, der lila Wolken liebt. Es folgt ein einsamer Angler, der mit einem Fisch kommuniziert. Am 19./20. September wird der Geigenbauer Christian Adam gezeigt. Der Nachbar von Julia Jankowsky hat am 21. September vor 45 Jahren einen Weltrekord aufgestellt, indem er 54 Kilometer rückwärts mit dem Fahrrad gefahren ist und dabei Musik von Johann Sebastian Bach gefiedelt hat. Die herabhängenden Brezeln stehen für den Beginn des Oktoberfestes in München. Das Sternzeichen Waage rückt am 26./27. September in den Mittelpunkt. Es wird das Thema „Work-Life-Balance“ thematisiert. Die Waage wird von einer Hand mit blau-weiß gestreiftem Ärmel gehalten, der mehrfach im Kalender zu finden ist. Zu wem die Hand gehört, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.
Was hat der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober mit Pommes zu tun? „An dem Tag ging die rot-weiße Grenzschranke hoch, die auch als Ketchup und Majo als „Schranke“ bekannt ist“, schmunzelt Julia Jankowsky. Die Frankfurter Buchmesse beginnt am 7. Oktober. Großmutter liest dem Enkel aus einem Buch vor. Der hat vor lauter Begeisterung mal sein Handy zur Seite gelegt. Ein Selbstprotrait von Julia Jankowsky ist am 17./18. Oktober zu sehen – sie präsentiert stolz ihren Kalender für 2027. Der Skorpion ist diesmal an der Zeitumstellung beteiligt. Ende Oktober wird Halloween gefeiert, der Reformationstag fällt auf einen Samstag.
Der November beginnt mit Kürbissuppe. Heftige Herbststürme lassen sogar einen kleinen Hund abheben. Nach dem Leuchtturm an der Nordermole in Travemünde macht es sich ein Mann im Sessel bequem und genießt eine große Tasse Tee. Der kleine Schütze steht als Silhouette und zielt auf einen geschlossenen Karton mit einer Kerze zum Ende des Monats: 1. Advent, das Weihnachtsfest naht.
Im Dezember mit weiteren Kerzen bestückt kommt der Reigen Weihnachten zu seinem Höhepunkt – und der Weihnachtsmann hüpft aus dem Karton hervor. Er reißt sich erleichtert die Mütze vom Kopf und freut sich auf das Fest der Liebe. Ist er derjenige, der sich im Kalender mit seiner Hand und dem blau-weißen Pulli gezeigt hat? Silvester wird die Lunte einer Rakete nicht von Julia Jankowsky gezündet. Sie begnügt sich zum Jahresausklang mit einer Wunderkerze.

Michael Kuhr, Eutin